Socio-spatialities of vulnerability: towards a polymorphic perspective in vulnerability research

Benjamin Etzold / Patrick Sakdapolrak

In: DIE ERDE, Vol. 147, No. 4, 53-70.

Abstract

“The space of vulnerability” – the title of the influential paper by Michael Watts and Hans-Georg Bohle from 1993 – highlights the importance of spatiality for vulnerability research. As geographers have fundamentally shaped the concept of vulnerability, the issue of spatiality has been crucial for vulnerability from the outset. However, what notion of space have scholars adopted in their vulnerability analysis? The aim of the paper is to assess the ways in which space has been conceptualised in vulnerability research. We conduct this assessment behind the background of the conceptual development of space in human geography. Of particular interest is the question of how the successive socio-spatial turns identified by Jessop et al. (2008), which evolved around the categories of place, scale, network and territory, are reflected in publications on vulnerability. The assessment is based on a review of the literature. We found that all four key socio-spatial categories have been taken up by scholars for vulnerability analysis. Following Jessop et al., we argue that a critical geography of vulnerability should acknowledge the polymorphy of socio-spatialities and assess the interplay of place, network, scale, and territory in the (re)production of vulnerability. We exemplify the argument with case studies from Bangladesh and Thailand and conclude that the full repertoire of spatial and social theories is needed in order to fully understand the social and spatial (re)production of vulnerability.

Zusammenfassung

GeographInnen haben das Konzept der Verwundbarkeit wesentlich geprägt, und so war die Frage der Räumlichkeit von Anfang an von entscheidender Bedeutung in der Vulnerabilitätsforschung. Während der Begriff der Verwundbarkeit im Laufe der Jahre immer präziser definiert wurde, so blieb indes der Begriff des Raumes oftmals vage. Das Ziel dieses Artikels ist es aufzuzeigen, wie die räumlichen Dimensionen von Verwundbarkeit in der Entwicklungsforschung thematisiert und konzeptualisiert wurden. Denn die Antworten auf die Frage, was Raum ist und welche Aspekte von Räumlichkeit bei der Forschung berücksichtigt werden, unterlagen in der Humangeographie in den letzten Jahren einem stetigen Wandel. Der Beitrag widmet sich aufeinanderfolgenden sozialräumlichen Wenden, die u.a. Jessop et al. (2008) identifiziert haben und die sich um die paradigmatischen Kategorien des Ortes, der räumlichen Skalen, des Netzwerks und der Territorialität drehen, und wie sich diese in der Verwundbarkeitsforschung widerspiegeln. Unsere Analyse beruht auf einer sorgfältigen Durchsicht der wissenschaftlichen Literatur der letzten 30 Jahre. Wir stellen fest, dass alle vier Schlüsselkategorien der Sozialräumlichkeit für Verwundbarkeitsanalysen genutzt wurden, doch meist mit Fokus auf einen dieser Aspekte. Im Anschluss an Jessop et al. plädieren wir indes für eine kritische Geographie der Verwundbarkeit, welche die Vielgestaltigkeit von Sozialräumlichkeiten anerkennt und das Zusammenspiel der Kategorien Ort, Skalen, Netzwerk und Territorialität explizit thematisiert. Wir nutzen Fallbeispiele aus Bangladesch und Thailand um unsere Argumentation zu veranschaulichen und kommen zu dem Schluss, dass das gesamte Repertoire an sozialen und räumlichen Theorien eingesetzt werden muss, um die soziale und räumliche (Re-)Produktion von Verwundbarkeit zu verstehen.